Samstag, 3. November 2012

Besuch aus Alt Säckingen

Was macht der alte musische Sack, so um die 60, wenn ihm partout aber auch so gar nichts Gescheites mehr einfallen will? Einfach aufhören, um die Lorbeeren vergangener Zeiten zu genießen, die Tantiemen zu zählen und dem ganzen gottverdammten Business den Rücken zuzukehren.
Ach nö, das geht irgendwie nicht. Man hat ja nichts anderes gelernt, auch wenn einen die Muse zuletzt vor 20 Jahren, wenngleich nur flüchtig, einen Kuss aufhauchte.
Also macht der alte musische Sack gerne dies (in der Reihe der Grausamkeiten geordnet):
Ein Best of Album mit ein-zwei neuen Songs, die nicht des Hörens wert sind. Zumindest springt eine weitere
Tournee dabei raus und die alten Fans kaufen die Grütze, in der Hoffnung auf zumindest eine weitere Perle der Liedkunst sowieso (Rolling Stones).
Das ist einfach und füllt die Kasse.
Manche hingegen nehmen ihre alten Sachen, selbstverfreilich als Multiinstrumentalist allein und ohne irgend welche anderen Dummschwätzer, neu auf und brabbeln dann von zeitgemäßer Übertragung in die Jetztzeit, dem erobern jüngerer Hörerschaft und dass ihre altsäckische Stimme ja nun erst die nötige Reife für diese Songs besäße, klang man früher doch wie ein Teenie (ELO - Jeff Lynne, Styx, Kate Bush).
In diesem Zusammenhang sei der etwas schräge Hang erwähnt, quasi als Orchesterwerksche Entsprechung, ganze Alben auf Tour durchzunudeln, mit all ihren Hängern und Füllern. Hat man früher nie gemacht, warum auch, aber jetzt gebricht es halt an Neuem, ergo kann man doch mal Altes, dafür jedoch ungehörtes, live erklingen lassen. (Rush, schon wieder Styx - die leben mittlerweile nur noch vom Speck der besseren Zeiten, Howard Jones, etc., pp.)
Wer die Grenzen zwischen E- und U-Musik fließen lassen möchte, nun der nimmt alte Stücke gerne mal mit einem Orchester auf (Peter Gabriel, Tori Amos und - genau: Styx). Dass macht die Stücke  nicht besser, raubt ihnen zumeist Drive, Verve & die Seele, kleistert dafür Soundtrackmäßig umso besser. Aber, hey -
EIN ORCHESTER! Man wurde geadelt, aus den Niederungen des Rock und Pop empor gehoben, klingt doch gut, richtiggehend Ph(fe)att!
Wer nicht einmal mehr über diese musikalische Hürde zu springen imstande ist, ja der widmet sich dem ebenso beliebten wie überaus unseeligen und in den meisten Fällen durch und durch uninspirierten Cover-Album (Peter Gabriel, Stryper (kicher), Chris de Burgh ("Don't pay the Coverman"), natürlich dürfen auch hier Styx nicht fehlen und wie sie alle heißen...) Hier würde alten Helden Tribut gezollt, haha, hihi, hoho.
Ausdrücklich ausnehmen aus der Liste der Unsägliche möchte ich an dieser Stelle Steve Hackett, dessem Genesis Revisited Teil II ich beim Schreiben dieser Zeilen lausche und den überaus verehrungswürdigen Decemper People, die nicht einfach nur covern, sondern traditionelle Weihnachtslieder im Stilgewand von bekannten Bands und Musikern zu Gehör bringen - große Kunst! Und macht Spaß!!
Soll der alte Sack/die alte Säckin folglich aufhören, sich zurück ziehen, den Weg frei machen für nachfolgende Musikergenerationen? Why not?


P.S.: Wer sich nicht entblödet die eigene Coverband seiner ehemaligen Combo zusammenzustellen und über Land zu schicken, gehört eigentlich sofort erschossen. Auch wenn er Roger Taylor heißt.

P.P.S: Zwar noch etwas früh...andererseits: In 8 Wochen ist Weihnachten!



2 Kommentare:

kabuki hat gesagt…

Ja der Hackett Steve hat eine schöne Doppelscheibe abgeliefert, alles andere ist verzichtbar!

PS.: schickes neues Outfit!

Anonym hat gesagt…

Was ist an den December People Kunst? Das sind musikalische Scherze auf hohem handwerklichen Niveau, sonst nüscht. In etwa wie die Burschen, die mit Elvis Timbre Punkrock singen.

Und die Orchesternummern sind in der Tat schon beinahe immer der Versuch gewesen, Fix und Foxi als Hochliteratur auszugeben, indem man sie in Schweinsleder binden ließ. Billiger Trick. Hat aber, wenn man ehrlich sein will, funktioniert, als wir noch klein waren.